Doch im Gewand konfessioneller Fragen ging es letztlich um die Festigung des absolutistischen, frühmodernen Staates. Als der Kurfürst die Übergabe der Heiliggeistkirche auf den 4. September 1719 befahl und ihm dies verweigert wurde, ließ er sie kurzerhand besetzen und die bisherige Trennwand zwischen Chor und Schiff gewaltsam einreißen. Spätestens damit hatte der Konflikt die kurpfälzische Ebene verlassen, war zum willkommenen Spielball im stets neu ausgetragenen Kräftemessen der diversen politischen Kräfte im Reich geworden. Preußen als Schutzmacht der Reformierten und wegen der pfälzischen Herzogtümer Jülich-Berg ohnehin im Konflikt mit der Kurpfalz ließ sogleich die Säbel rasseln. Der Wiener Kaiserhof wiederum, bemüht um eine Eindämmung des Konflikts, forderte Karl Philipp in der Frage der Heiliggeistkirche zum Einlenken auf. Dieser beugte sich dem Druck und restituierte die Kirche am 19. April 1720.
Eine Woche zuvor hatte er bereits, sichtlich verstimmt, die Residenzverlagerung nach Mannheim verkünden lassen. Er entsprach mit dieser Entscheidung dem Trend der Zeit, Residenzen in der Tiefebene anzulegen. Allein der Umstand, dass er aber für Mannheim einen Festungsgürtel nach wie vor als unverzichtbar empfand,
Für die neue Residenz ließ der Kurfürst sogleich ein immenses Bauprogramm auflegen, als suchte er den Prestigeverlust durch neue Entschlossenheit und monumentale Bauten zu kompensieren. Mannheim erlebte den Zuzug einer großen Schar von Hofbediensteten, Diplomaten und Handelsleuten – viel Glanz, der, wie so oft, auch seine Schattenseiten mit sich brachte.
Am 2. Juli 1720 wurde der Grundstein für das Mannheimer Schloss gelegt. Für damalige Verhältnisse unglaublich rasch wuchs der Bau. Bald war der Mittelteil fertig und seit 1725 beherbergte er große Teile der kurpfälzischen Behörden. Es dauerte gleichwohl noch bis 1731, ehe Karl Philipp, der Quartier im Oppenheimer'schen Palais am Marktplatz in R 1 bezogen hatte, umzog. Sein Zögern löste schon bei Zeitgenossen heftige Spekulationen aus. Vermutlich wartete der fromme, jesuitisch geprägte